Beratung & fachlicher Austausch

Die Mitglieder der Initiative arbeiten seit Jahren aktiv am Friedhof der Zukunft. Wir sind von seinem großen gesellschaftlichen Nutzen überzeugt. Als Kompetenznetzwerk für den Friedhof der Zukunft stehen die Mitglieder des Netzwerkes für einen fachlichen Austausch mit Friedhofsverwaltungen, Landschaftsarchitekten, Bestattern und anderen gern zur Verfügung.

  • Wie kann Friedhof zukunftsfähig sein?
  • Wie können Friedhofsgestaltung, Friedhofssatzungen positiv auf Trauernde wirken?
  • Welche Angebote machen Friedhöfe (wieder) attraktiv?
  • Welche Vorteile haben Beisetzungsorte mit Handlungsmöglichkeiten gegenüber alternativen, anonymen oder halbanonymen Beisetzungsformen ohne Handlungsmöglichkeiten, wie zumeist außerhalb von Friedhöfen?
  • Was kann ein Friedhof im Sinne der Daseinsfürsorge für eine Kommune leisten?

 

Wo es darum geht, Trauer richtig zu verorten, um ihre Bewältigung zu erleichtern, können wir entscheidende Beiträge leisten. Das haben wir auch auf unserer Tagung im Oktober 2019 getan.

Kongress „Heilsame Abschiede“

„Die Trauer muss im Fokus aller Bemühungen stehen.“ Dazu riefen wir mit dem prominent besetzten Kongress „Heilsame Abschiede – vom Wandel der Trauerkultur im Zeitalter der Individualität – ein Kongress zur Zukunft von Friedhöfen“ auf, an dem ca. 350 Branchenvertreter aus dem Bestattungswesen teilnahmen (25. Oktober 2019, Maternushaus, Köln).

Hier präsentierten die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. und der Leiter des Zukunftsinstitutes, Matthias Horx, gemeinsam mit zahlreichen Experten aktuelle Forschungsergebnisse und Best Practice Beispiele und ermutigten Träger von Friedhöfen und andere Branchenvertreter dazu, positive Visionen des Friedhofes von morgen zu entwickeln und umzusetzen.

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Impres­sionen: Kongress „Heil­same Abschiede“

Bilder: Stras­sacker

Studen­ten­wett­be­werb »Raum für Trauer – Ideen für den Friedhof der Zukunft«

Die Preisträger*innen des Wettbewerbs

„IDEEN FÜR DEN FRIEDHOF DER ZUKUNFT“ SIND GEKÜRT

Der Nach­wuchs­wett­be­werb „Raum für Trauer – Ideen für den Friedhof der Zukunft“ ist entschieden. Die Jury vergab zwei erste Plätze an Samuel Schu­bert (Bauhaus Univer­sität Weimar) sowie an Ricarda Leandra Bock und Emily Kern (Hafen­City Univer­sität Hamburg). Ein dritter Preis ging an Anna Kopácsi (Bauhaus Univer­sität Weimar). Insge­samt waren 45 Arbeiten einge­reicht worden.

Fried­höfe müssen in vielerlei Hinsicht neu gedacht werden. Die aktu­ellen gesell­schaft­li­chen Entwick­lungen im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer bilden die Grund­lage für neue Orte und Räume und ihre räum­lich-archi­tek­to­ni­sche Rahmung. Deshalb fragte der Wett­be­werb „Raum für Trauer“ nach dem Friedhof der Zukunft. Wie könnte ein Friedhof aussehen, der den Bedürf­nissen von Trau­ernden besser gerecht werden kann und die grund­le­genden psycho­lo­gi­schen Funk­tionen eines Beiset­zungs­ortes berück­sich­tigt? Was könnte ein solcher Friedhof leisten – nicht gedacht als Ort der Toten, sondern als Raum für die Lebenden? Welche Gestal­tung und welche Ange­bote könnten dazu beitragen, der Trauer wieder einen aktiven Ort in der Gesell­schaft zu geben und damit den Tod zu entta­bui­sieren?

Ziel des Wett­be­werbs war es, Vorschläge für die Konzep­tion und Gestal­tung von räum­li­chen Situa­tionen auf dem Friedhof Ohls­dorf zu erar­beiten, die indi­vi­du­elle oder gemein­schaft­liche Rituale und Hand­lungen des öffent­li­chen, aber auch persön­li­chen Abschied­neh­mens ermög­li­chen können. In diesem Sinne suchte der Wett­be­werb nach inno­va­tiven, expe­ri­men­tellen und gewagten Konzepten für den Friedhof der Zukunft.

Die Teil­nehmer*innen sollten Situa­tionen inner­halb einer über­ge­ord­neten Struktur entwerfen, die verschie­den­artig gestaltet, wahr­ge­nommen und gehand­habt werden können. Diese Orte, bzw. räum­li­chen Situa­tionen sollten Trau­er­hand­lungen unter­schied­li­cher Indi­vi­duen sowie gesell­schaft­li­cher Gruppen ermög­li­chen. Die sozi­al­räum­liche Struktur sollte sich aus privaten, gemein­schaft­li­chen und öffent­li­chen Berei­chen zusam­men­setzen. Ein Aufent­halt am Beiset­zungsort sollte zudem für die Menschen eine heil­same und posi­tive Wirkung haben. Von den Teil­nehmer*innen des Wett­be­werbs wurden Beiträge erwartet, die folgende Ebenen fokus­siert oder inte­grativ behan­deln:

  • den Beiset­zungsort als Raum für indi­vi­du­elle Trauer und persön­liche Trau­er­hand­lungen,
  • die räum­liche Struktur des Fried­hofs inklu­sive der Öffent­lich­keits­grade seiner Teil­räume,
  • eine zeit­ge­mäße Program­matik,
  • eine zeit­ge­nös­si­sche Ästhetik und anspre­chende Atmo­sphären,
  • Möglich­keiten einer künf­tigen Gover­nance von Fried­höfen und/ oder von gemein­schaft­li­chen Teil­räumen auf Fried­höfen.

Dies sei in beson­derem Maße den drei Preis­trä­ger­ar­beiten gelungen, so die Jury.

Zugleich fiel bei den 45 Einrei­chungen auf, dass weniger die Konzep­tion vom konkreten Beiset­zungsort und dessen Bedeu­tung für eine gelin­gende Trau­er­ar­beit im Zentrum stand, sondern sich die Studie­renden verstärkt mit den allge­meinen und öffent­li­chen Flächen des Fried­hofs ausein­an­der­setzten. Wie wenig hierbei das Wissen um die Bedeu­tung der Trauer für die Funk­tio­na­lität und Bedeu­tung des Fried­hofs Eingang in die Entwürfe gefunden hat, entspricht dem wenig ausge­prägten gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Bewusst­sein, dass die Grab­stätte und die aktiven Hand­lungen an dieser für die Ange­hö­rigen eine zentrale Rolle bei der Verar­bei­tung einer exis­ten­zi­ellen Verlus­ter­fah­rung spielen. Das Wissen um die Bedeu­tung der psycho­dy­na­mi­schen Abläufe im Kontext von indi­vi­du­eller Trau­er­ar­beit sollte noch stärker an den Hoch­schulen vermit­telt werden, damit diese in die plane­ri­schen Überle­gungen für Fried­höfe als Meta­struk­turen und Beiset­zungs­orte als Mikro­struk­turen einfließen können. Jeder Bürgerin und jedem Bürger ist klar, was die Funk­tionen von Schulen, Kran­ken­häu­sern oder Hospiz-Einrich­tungen sind, doch in Bezug auf die indi­vi­du­ellen und gesell­schaft­lich rele­vanten Funk­tionen des Fried­hofs herrscht in weiten Teilen ein Unwissen vor. Es bleibt die zentrale Aufgabe aller am Fried­hof­wesen betei­ligten Verbände, Vereine und Gewerke dies in aller Klar­heit gegen­über der Öffent­lich­keit zu kommu­ni­zieren.

Zu den einzelnen ausge­zeich­neten Entwürfen gab das Preis­ge­richt folgende Begrün­dungen ab:

Die Jurysitzung fand digital statt.

Die Preis­richter*innen waren:

Dr. Marie-Luise Birk­holz
Bart Brands
Günter Czasny
Willy Hafner
Marc Templin
Prof. Dr. Constanze Petrow
Matthäus Vogel
Prof. Dr. rer. Nat. Tanja C. Vollmer
Dr. Dirk Pörsch­mann
Gisela Zimmer­mann

Preis­geld:

1. Platz jeweils 2.500,- Euro,
3. Platz 1.000,- Euro

Auslober:

Tech­ni­sche Hoch­schule Ostwest­falen-Lippe (TH OWL) mit Unter­stüt­zung von Kunst­gie­ßerei Stras­sacker, Museum für Sepul­kral­kultur Kassel, Hoch­schule Geisen­heim Univer­sity

1. Preis

717 / SAMUEL SCHU­BERT / BAUHAUS UNIVER­SITÄT WEIMAR

Samuel Schu­bert: Will mit den übli­chen Trau­er­be­wäl­ti­gungs­kon­ven­tionen maßvoll brechen. Eine Abschot­tung mit Himmels­bezug schafft Besin­nung und Ruhe, um der Verstor­benen zu gedenken.

„Eine andere Art der Grabes­ge­stal­tung zeigt dieses parallel zum Bestand entwi­ckelte Konzept auf. Ein über­ge­ord­netes Raster mit 717 Eichen ermög­licht dem Nutzer, an jedem Raster­punkt tätig zu werden und seine Trauer indi­vi­duell auszu­leben. Der hohe parti­zi­pa­tive und kollek­tive Charakter bietet einen gere­gelten Rahmen für jegliche Art von Indi­vi­dual­in­ter­ven­tionen und führt über die Jahre zu einer sukzes­siven Verwand­lung des Fried­hofs. Eine detail­lier­tere, entwur­f­liche Ausar­bei­tung wäre wünschens­wert, trotzdem ist das Konzept zukunfts­wei­send und umsetzbar.“

1. Preis

WEG FÜR DIE LEBENDEN / RICARDA LEANDRA BOCK UND EMILY KERN / HAFEN­CITY UNIVER­SITÄT HAMBURG

Ricarda Leandra Bock und Emily Kern: Das Konzept „Weg für die Lebenden“ knüpft an aktu­elle Struk­turen an und bietet Hinter­blie­benen einen natur­nahen und wohl­tu­enden Raum für Trauer, Erin­ne­rung sowie Erho­lung.

„Ein hölzerner Hochweg entlang der Perlen­teiche des Bram­felder Sees bietet neun parti­zi­pa­tive Trau­er­räume für indi­vi­du­elle und gemein­schaft­liche Rituale. Inter­ak­tive, offene Ange­bote fordern die Trau­ernden dazu heraus, den Raum indi­vi­duell und persön­lich zu gestalten, ohne einen bestimmten Trau­er­pro­zess vorzu­geben. Der Pfad ist eine geome­tri­sche Beson­der­heit in dem sonst orga­ni­schen Raum und zieht sich wie eine rote Linie durch den Friedhof. Er symbo­li­siert den Weg der Trauer, welcher den Frei­raum zur eigenen Reflek­tion bietet. Aller­dings gestaltet sich der Hochweg beson­ders für ältere Menschen oder Menschen mit Höhen­angst schwierig. In der Realität ist das Konzept leicht und flexibel umsetzbar.“

3. Preis

RITU­ELLER WEG DER TRAUER / ANNA KOPÁCSI / BAUHAUS UNIVER­SITÄT WEIMAR

Anna Kopácsi: Der Ritu­elle Weg der Trauer soll helfen, unter der Viel­falt der spiri­tu­ellen Hand­lungen des persön­li­chen Abschied­neh­mens die indi­vi­duell passende zu finden. Die Gebäude entlang des Weges bieten Orte, wo gemein­schaft­liche und indi­vi­du­elle Rituale statt­finden können.

„Acht begeh­bare Pavil­lons zur Trau­er­be­wäl­ti­gung werden entlang der linearen Achse des histo­ri­schen Linne-Teils wie mono­li­thi­sche Skulp­turen in der Land­schaft verteilt. Durch das Aushöhlen des massiven Volu­mens werden indi­vi­du­elle und gemein­schaft­liche Ange­bote für neue Rituale geschaffen. Die Arbeit setzt sich land­schaft­lich mit dem gesamten Friedhof ausein­ander, und ist ein ikono­gra­phisch gut umge­setztes Trauer-konzept. Positiv sind die unter­schied­li­chen archi­tek­to­ni­schen Atmo­sphären der jewei­ligen Kuben, welche sich durch unter­schied­liche Propor­tionen, insze­nierte Ausblicke und Mate­ria­lität defi­nieren. Aller­dings gibt die vorge­geben Nutzung der Kuben wenig Spiel-raum für Trauer. Auch mögliche Schwel­len­ängste der Nutzer erschweren die gewollte Anwen­dung der Räume: Der Besu­cher ist zum Eintreten gezwungen, um sich verän­dern zu lassen.“

Einige Eindrücke der Einreichungen