Presseinformation
Initiative “Raum für Trauer”, April 2023
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Neu: Vivorum Campus
Weltweit erstes Experimentierfeld zur Friedhofsentwicklung
Friedhöfe als Orte kommunaler Fürsorge – Erfolgspotential von Beisetzungsorten neu erkannt: Handlungsfreiheit für Trauernde – Initiative „Raum für Trauer“ fordert Umkehr – Experimentierfeld soll Impulse für erfolgreiche Friedhofsentwicklung geben – neue Perspektiven für Kommunen und alle am Friedhof Tätigen – Eröffnung des Vivorum Campus am 29. Juni 2023
(Süßen/Baden-Württemberg, April 2023) In den letzten Jahrzehnten wurden pflegefreie Grabformen zunehmend nachgefragt. Rasenplattengräber, Kolumbarien und Gemeinschaftsanlagen, Beisetzungswälder und anonyme Beisetzungsformen liegen im Trend. Die eigentliche Funktion des Grabes als Trauerort für Hinterbliebene kommt dabei zu kurz – für die Trauerverarbeitung wichtige Rituale sind heute oft per Satzung verboten. Wo Trauernde ihrer Sehnsucht nicht mehr Ausdruck geben können, finden sie keinen Trost mehr, werden Beisetzungsorte zu trostlosen Orten. Das führt vielerorts zur Suche nach Alternativen – die in dieser Hinsicht aber keine Lösung bieten. Wissenschaftliche Studien aus Psychologie und Trendforschung bestätigen die Notwendigkeit einer Umkehr. Die Initiative „Raum für Trauer“ machte diese Erkenntnis zum Schlüssel für die Entwicklung erfolgreicher Friedhofskonzepte: Auch pflegefreie Grabformen sollen demnach künftig so gestaltet bzw. ausgewählt werden, dass Handlungsfreiheit für Hinterbliebene besteht. Individuelle Trauerrituale, wie das Ablegen persönlicher Grüße, Blumen oder Gegenstände, sollen direkt am Grab möglich und erlaubt sein. Mit dem Vivorum Campus in Süßen will sie erlebbar machen, dass und wie gut das geht.
Ideeller Träger der Initiative ist die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal (Kassel). Ihr Geschäftsführer Dr. Dirk Pörschmann weiß: „In Lebenskrisen geben Rituale Sicherheit. Nur wenn wir verstanden werden und unserer Sehnsucht Ausdruck geben dürfen, finden wir Trost.“ Viele Hinterbliebene verarbeiten ihre Trauer am besten durch individuelle Handlungen direkt am Grab. Dr. Pörschmann: „Mit dieser Nähe und Handlungsfreiheit am Grab können Trauernde ihre Beziehung zum Verstorbenen allmählich von einer lebendigen Beziehung zu einer inneren Beziehung wandeln – sie finden Trost.“ Wo das verboten sei, geschehe es, so Pörschmann, meist trotzdem – „und dabei entstehen oft Konflikte, die der Trauerverarbeitung sogar entgegenstehen.“
Auf dem Süßener Friedhof „Stiegelwiesen“ wurden in kommunaler Regie bereits vor Jahren zwei Grabanlagen nach den neuen Erkenntnissen gestaltet. Sie sind längst ausgebucht, eine Erweiterung ist bereits im Bau. Mit einem ca. 6.000 Quadratmeter großen Experimentierfeld zur Friedhofsentwicklung, dem Vivorum Campus, will die Initiative nun Friedhofsträger und -verwalter zur Entwicklung von Grabformen anregen, die die Trauerverarbeitung unterstützen. Der Vivorum Campus soll anhand von Beispielen zeigen, wie leicht sich Pflegefreiheit und persönliche Handlungsmöglichkeit bei Gräbern verbinden lassen. Mit Zonen für Begegnung und Kontemplation wird er weitere für Trauernde wichtige Bereiche enthalten. Für die Planung unter aktiver Einbindung der Verbände der am Friedhof beteiligten Berufe konnte das renommierte Büro für Landschaftsarchitektur Karres en Brands, Hilversum, gewonnen werden.
„Mit dem Vivorum Campus wollen wir vermitteln, wie leicht der örtliche Friedhof innerhalb der Kommunalstruktur als stark wirksames Element der sozialen Fürsorgeverantwortung aktiviert werden kann. Aufgrund seiner Bedeutung für das gesellschaftliche Wohlergehen muss auch seine Finanzierung zu einer öffentlichen Aufgabe werden.“ schließt Günter Czasny, Sprecher der Initiative „Raum für Trauer“. Die Eröffnung findet am 29. Juni statt.
F.d.R.d.A. Tobias Blaurock
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